Das unartige Satiremagazin!
Berlin - "Unser neues Medikament ist der Hammer", schwärmt der stellvertretende leitende Pillenfärber Hans-Jochen Schluck vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. "Das stellt deinen ganzen Metabolismus auf den Kopf. Es wirkt auf Herz, Schmerz, Potenz und Dopaminspiegel. Wer es einmal nimmt, wird nicht mehr darauf verzichten wollen."
Noch nie zuvor ist es der Pharmaindustrie gelungen, ein solch universelles Heilmittel zusammen zu rühren. Und genau dies bereitet den Pillenexperten Kopfschmerzen. "Ein Medikament, das alles kann, ist gar nicht so einfach zu vermarkten", so Schluck weiter. "Und für alle bekannten Krankheiten gibt es auch schon bekannte Medikamente. Wir benötigen also dringend neue Beschwerden und unsere Chemiker arbeiten fieberhaft daran, eine ebenso universelle Krankheit zu entwickeln."
Ein erster konstruktiver Vorschlag für den Einsatz der neuen Medizin kommt aus den Reihen der Bundesregierung. "Warum nach einer neuen Krankheit suchen?" fragt Kanzleramtsminister Peter Altmaier. "Heilen wir doch erstmal die Wähler. Die leiden seit Jahren unter nervösen Störungen und unnatürlichem Wahlverhalten. Das Krankheitsbild des Furorem Civium betrifft mittlerweile viele Millionen Menschen in unserem Land. Menschen, die zornig auf unseren Straßen demonstrieren, statt die politische Mitte zu wählen. Menschen, die das Internet vollschimpfen, statt die Tagespresse zu studieren. Und Menschen, die mit zweitklassigen Satiretexten die herrschende Klasse beleidigen, statt dankbar für den Schulterschluss aus Politik, Medien und Wirtschaft zu sein. Hier ist dringend Hilfe angesagt. Schon in der Schule sollte das neue Medikament verabreicht werden. Dann haben wir auch bald wieder eine Generation friedvoller, ausgeglichener und bequemer Wähler. Menschen wie ich."