Das unartige Satiremagazin!
Das ging ja schneller als erwartet! Manfred Motzer hat alle seine Freunde als Nazis beschimpft. Und das haben sie auch verdient. Ausnahmslos!
„Natürlich“, bestätigt Motzer. „Überall nur noch Verschwörungstheoretiker, Populisten und Klimaleugner. Die standen schon lange auf meiner Liste. Alles Nazis! Das musste ich denen mal deutlich sagen, damit sie wissen was sie sind!“
Sehr gut. Manfred Motzer weiß, wie man gute Freundschaften pflegt. „Ja und dann kam im Februar die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen“, so Motzer weiter. „Die Anhänger der FDP? Ha! Auch alles Nazis. Hab ich sofort entfreundet. Zusammen mit den CDU-Wählern. Die mit ihrer Werteunion. Pfui!“
Dieses Gesindel los zu werden war sicherlich nicht schwer. Aber Freunde aus dem linken Umfeld? Das sind doch keine Nazis, oder doch? „Ha, das sind die allerschlimmsten Nazis“, erklärt Motzer. „Die Nationalsozialisten waren schließlich auch Sozialisten. Und die Antifa trägt den Faschismus sogar im Namen. Gut, dass ich diese Freunde endlich los bin!“
Und dann war es geschafft. Motzer hatte alle seine Freunde eindeutig als Nazis identifiziert. „Noch lange nicht! Aber dann kam die Corona Krise. Und mit ihr die ganzen Corona-Leugner. Die sich immer noch in Dreiergruppen treffen. Die den Mundschutz verkehrt herum tragen. Und die im Garten mit ihrer Familie grillen. Da ging natürlich die Post ab. In den letzten Wochen habe ich mich von mehr Nazi-Freunden getrennt als im ganzen Jahr zuvor.“
So muss man es machen. Aber Moment mal. Was hat Corona eigentlich mit dem Nationalsozialismus zu tun? Oder der Klimawandel? „Gute Frage“, räumt Motzer ein. „Aber mal ehrlich: Hat Hitler den Klimawandel oder die Corona-Krise denn ernst genommen? Der war doch auch schon ein Klimaleugner und ein Corona-Verharmloser!“
Ach so, natürlich. Aber wenn man den Nazi-Begriff so weit fasst, besteht dann nicht auch die Gefahr, dass man selbst irgendwann als Nazi beschimpft werden könnte? „Ist mir noch nicht passiert“, berichtet Motzer. „Gut, ich habe zwar einen Starschnitt von Josef Göbbels über meinem Bett hängen. Aber wer käme schon auf die Idee, ausgerechnet mich als Nazi zu beschimpfen?“